Seeland

Alleine auf Rentierjagd in Norwegen

"Das Gefühl, einem Wesen das Leben genommen zu haben, geht Hand in Hand mit dem Respekt vor eben diesem Tier."

Es war der dritte Tag meiner Jagd, als sich endlich der Erfolg einstellte. Die Dunkelheit und der Morgennebel hatten mir Deckung gegeben, um ungesehen den Gipfel zu erreichen. Jenen Ort, an dem ich die Tiere am ersten Tag gesehen hatte, bevor sie spurlos verschwanden.

Der Aufstieg - acht Kilometer mit 30 Kilo Gepäck - war für sich genommen keine große Sache. Doch die 42 Kilometer der beiden Vortage steckten noch in den Beinen, und die üblichen Gedanken machten sich breit: Warum tue ich mir das an?

Warum all die Müdigkeit, die Erschöpfung, die Zeit fern von der Familie, und dazu das Risiko, mit leeren Händen heimzukehren? Alles nur für ein Stück Fleisch und vielleicht eine Trophäe?

Ich kenne die Antwort nicht. Aber wenn Sie dies lesen, wissen Sie wahrscheinlich genau, wovon ich spreche.

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Wenn der Nebel weicht: Jagderlebnis in den norwegischen Bergen

Früher oder später lichtet sich der Nebel. Schmerzen und Müdigkeit treten in den Hintergrund, doch die Erinnerungen, und vielleicht eine Trophäe, bleiben für immer. Also setzte ich meinen Weg bergauf fort.

Gegen zehn Uhr gab der Nebel endlich nach. Während ich wartete, hatte ich alles angezogen, was ich dabeihatte. Die Kälte dort oben kann gnadenlos sein: lange Unterwäsche, Fleece, Daunenjacke und darüber die wasser- und winddichte Jagdbekleidung. Zum Schluss noch die Mütze über Kappe und Kapuze. Die letzten beiden Stunden hatte ich damit verbracht, Kaffee zu kochen und immer wieder die Hänge abzusuchen - für kurze Augenblicke sichtbar, bevor sie erneut im dichten Nebel verschwanden.

Als der Nebel sich schließlich auflöste, war es, als wäre er nie da gewesen. Plötzlich lag alles klar vor mir - schön, wie nur ein norwegischer Berghang Ende August sein kann. Nur der raue Wind erinnerte daran, dass hier die Natur entscheidet, wer in den Bergen verweilen darf.

Atmungsaktive Jagdbekleidung: Komfort auf dem Weg zum Gipfel

Ich legte die warme Kleidung ab. Jetzt war es Zeit, weiterzuwandern und dabei zählt vor allem, nicht im eigenen Schweiß nass zu werden. Die Oberbekleidung schützte vor Wind, während die Wärme über die Belüftungsöffnungen unter den Armen und entlang der Beine entweichen konnte. Nur noch ein paar hundert Meter bis zum Gipfel - mit dem Blick in ein weiteres, atemberaubendes Tal. Eine karge Landschaft, geprägt von Felsen, Flechten, Heidelbeeren und niedrigen Sträuchern, die an den müden Knöcheln zerren und im nächsten Fluss beinahe zu Stolperfallen werden.

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Rentierjagd im Hochgebirge: Ausrüstung, Ausdauer und Abtransport

1.000 Höhenmeter unter mir wirkten die Bäume wie kleine, verschwommene grüne Stöcke zwischen unzähligen Seen. Hier mussten einfach Rentiere sein.

Am Tag zuvor hatte ich die Gruppe bereits wiedergefunden, diesmal unten an den Seen. Vier Kilometer trennten mich von dort, doch mit nur drei verbleibenden Stunden bis zum Sonnenuntergang hätte es keinen Sinn ergeben, die Jagd zu beginnen.

Denn selbst wenn, und das ist ein großes wenn, man das Glück hat, in Schussweite zu kommen, dauert es selbst an einem guten Tag zwei Stunden, ein Rentier aufzubrechen, zu häuten, zu zerlegen und vollständig zu entbeinen. Danach beginnt der eigentliche Kraftakt: der Abtransport. Von dieser Stelle aus hieße das, zunächst sechs Kilometer bergauf und dann zehn Kilometer bergab - zweimal. Denn kaum jemand kann Zelt, Gewehr, Fernglas, Verpflegung und dazu 50 Kilo Fleisch plus Geweih eines ausgewachsenen Rentiers in einem Durchgang schultern.

Der Wind stand perfekt. Vom Gipfel teilte sich der Bergkamm in zwei Richtungen. Ich entschied mich für jene Seite, auf der die Tiere am Vortag gewesen waren.

Und plötzlich waren sie da.

Nach einem halben Kilometer tauchte 600 Meter weiter unten eine äsendes Rudel auf.

In Reichweite - Jagdmomente voller Spannung

Es war dieselbe Gruppe, die ich an den Tagen zuvor beobachtet hatte, doch diesmal waren sie in Reichweite. Wie bei anderen großen Hirschen auch, schließen sich die Männchen vor der Brunft zu Junggesellengruppen zusammen. Später, im September, schlagen sie dann als Rivalen mit voller Wucht die mächtigen Geweihe gegeneinander, wenn der Kampf um das Paarungsrecht beginnt.

Langsam hole ich das Gewehr aus dem Rucksack, lade und sichere es. Rucksack wieder aufgesetzt und über einen weiten Umweg in Deckung geschlichen, um unbemerkt zu bleiben. Die Tiere äsen ruhig, ohne die geringste Ahnung von meiner Anwesenheit. Trotzdem pocht der Puls, der Mund ist trocken - nicht von der Anstrengung, sondern von der Gewissheit, dass etwas, das ich liebe und anstrebe, jetzt zum Greifen nah ist.

Vorsichtig arbeite ich mich bergab, der Wind steht günstig. Auf einem Fels genau gegenüber der Tiere finde ich einen geeigneten Punkt. Den Rucksack lege ich ab, markiere die Stelle im GPS - zu viele haben schon stundenlang nach einem vermeintlich leicht wieder zu findenden Rucksack gesucht. Mit meiner treuen Sauer 202 im Kaliber .308W in der einen Hand und der Kamera in der anderen krieche ich bis zum Rand und spähe hinüber.

Doch die Tiere haben sich weiter bewegt. Um näher zu kommen, muss ich die Deckung verlassen. Ein Schuss auf über 100 Meter bei diesem Wind wäre aussichtslos. Also krieche ich rückwärts hinter einen Fels, gewinne unbemerkt 30 Meter und nähere mich der Gruppe weiter. Ein wachsendes Rentier hebt den Kopf, erkennt meine Bewegung. Sekunden nur, bis es den anderen das Signal gibt und sie verschwinden. Schon wieder.

In 90 Metern Entfernung lege ich mich auf die Felskante in Position. Die Tiere sind unruhig. Sobald sie Gefahr wittern, schließen sie sich eng zusammen und ein sicherer Schuss wird unmöglich.

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Wenn Sekunden zählen: Der Augenblick, der jede Jagd unvergesslich macht

Am linken Rand der Gruppe stehen zwei eindrucksvolle Böcke. Als einer von ihnen freisteht, hallt der dumpfe Schuss durch die Berge.

Der Bock ist getroffen und setzt zum Lauf an. Nur wenige Meter weiter fällt mein zweiter Schuss, denn ohne Schweißhund muss unbedingt verhindert werden, dass er in ein anderes Tal flüchtet und die Nachsuche endlos wird.

Mit einer dritten Patrone in der Kammer eile ich in die Richtung, in der er hinter einem Fels verschwunden ist. Und dann liegt er vor mir: ein majestätisches Tier, friedlich und regungslos, kaum 30 Meter vom ersten Schuss entfernt.

Zwischen Respekt und Belohnung: Warum Jagdmomente unvergesslich bleiben

Ein überwältigendes Gefühl erfüllt mich. Die Angst vor dem Scheitern weicht der Erleichterung und Ekstase nach einer bewältigten Aufgabe. Zugleich bleibt der Respekt vor dem Tier, dessen Leben ich genommen habe. Ein Tier, das mir alles abverlangte - körperliche Anstrengung, Geduld, Ausdauer - und mich im Gegenzug mit starken Emotionen, Fleisch für den ganzen Winter und einem Geweih belohnt, das mich immer wieder an diese windige Bergjagd im August erinnern wird.

Es ist erst 13:30 Uhr. Die Sonne geht um 20:40 Uhr unter, also eigentlich genug Zeit, sich um die Beute zu kümmern. Oder vielleicht doch nicht?

Wenn mehrere Hände anpacken oder die Arbeit im Schlachthof geschieht, ist vieles einfacher. Doch allein im Gebirge zählt jedes Gramm Gewicht. Deshalb habe ich kein großes Messer dabei, sondern ein leichtes, skalpellartiges Werkzeug mit austauschbaren Klingen.

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Zerwirken, Abtransport und die Rückkehr ins Tal

Als das Tier auf der Seite liegt, öffne ich den Hals auf die übliche Weise und trenne Luft- und Speiseröhre oberhalb der Schilddrüse.

Bauchhöhle und Zwerchfell werden geöffnet, sodass Herz, Lunge sowie Luft- und Speiseröhre herausgezogen werden können. Danach öffne ich das Becken und entferne den Enddarm zusammen mit den übrigen Organen.

Noch immer auf der Seite liegend, beginne ich mit dem Häuten. Zuerst löse ich die Keule, dann die Schulter. Es folgen das große Rückenstück, das Fleisch am kräftigen Hals und am Becken, der Bauch, die Zwischenrippenstücke und schließlich die Lende. Anschließend drehe ich das Tier und wiederhole den Ablauf auf der anderen Seite.

Keulen und Schultern werden direkt entbeint, um Gewicht zu sparen. Das Fleisch kommt in Baumwollsäckchen, die wiederum in einer großen Plastiktüte verstaut werden. Den Kopf mit dem Geweih befreie ich von Haut und Fleisch, entnehme die vorgeschriebenen Proben von Gehirn und Lymphknoten und beschrifte sie.

Dann beginnt der Abtransport. Die ersten 1.200 Höhenmeter nach oben gehe ich mit einem breiten Lächeln im Gesicht. Ab und zu blicke ich zurück, dort unten haben die Raben bereits ihre Rolle im Kreislauf der Natur übernommen. Es ist vollbracht: Mein Rentier ist erlegt.

Vom Gipfel aus geht es acht Kilometer bergab bis zum Auto. Dort entlade ich alles Überflüssige, schultere erneut den Rucksack, fülle ihn mit 30 Kilo Fleisch und schnalle mir das Geweih auf.

Zum zweiten Mal steige ich ab, dieses Mal direkt zum Auto an der Bergstraße, kurz vor Sonnenuntergang. Ich baue mein Zelt auf, esse eine einfache, aber köstliche gefriergetrocknete Pasta Carbonara und genieße ein eiskaltes Bier. Erschöpft falle ich in tiefen Schlaf und träume von Rentieren und den norwegischen Bergen.

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Die richtige Ausrüstung für Natur, Respekt und Erfolg

Ausrüstung und Tipps für die Rentierjagd in Norwegen

Vor kurzem bin ich von meiner vierten Rentierjagd in Norwegen zurückgekehrt - mit meinem bisher größten Tier. Eine fantastische Erfahrung, aber auch eine harte Jagd: körperlich wie emotional. Traumhafte Natur trifft auf raues, manchmal sogar gefährliches Gelände. Rentierjagd ist Jagd in Reinform und sie lohnt sich in jeder Hinsicht.

Je nach Jagdgebiet können Sie täglich vom Parkplatz aus starten. Oder Sie entscheiden sich, wie ich, für das volle Abenteuer: den Rucksack für eine Woche packen und tief in die Berge ziehen. Dabei kommt es auf die richtige Ausrüstung an. Ich habe sie in drei Gruppen eingeteilt: Kleidung, Ausrüstung, und Eventualitäten.

Kleidung für die Solo-Rentierjagd

Oberbekleidung
Eine wind- und wasserdichte Jacke mit atmungsaktiver Membran ist unverzichtbar. Achten Sie auf robuste Reißverschlüsse und eine Kapuze, die bei Wind schützt. Belüftungsöffnungen unter Armen und Beinen sind entscheidend, wenn Sie mit zusätzlichem Fleisch und Trophäe den Berg hinabsteigen. Gefütterte Jacken sind ungeeignet - setzen Sie besser auf das Zwiebelprinzip, um die Temperatur flexibel zu regulieren.

Funktionsshirt
An warmen Spätsommertagen ist ein feuchtigkeitstransportierendes T-Shirt Gold wert. Es wiegt fast nichts, trocknet schnell und dient als zusätzliche Schicht. Baumwolle ist tabu: Sie trocknet langsam, kühlt den Körper aus und speichert unangenehme Gerüche.

Regenbekleidung
Mit guter Jagdbekleidung ist zusätzliche Regenkleidung oft nicht nötig. Eine ultraleichte Variante im Rucksack ist aber eine sinnvolle Absicherung für Notfälle.

Stiefel
Die Wahl der richtigen Stiefel ist entscheidend. Wanderstiefel sind meist die beste Lösung. Wichtig: keine neuen Stiefel mitnehmen. Wasserdichte Modelle sind Pflicht. Membranstiefel halten lange dicht, trocknen jedoch langsam, wenn sie einmal nass sind. Lederstiefel trocknen schneller, doch dafür brauchen sie Pflege.

Kopfbedeckung und Handschuhe
Wetterumschwünge sind häufig. Eine warme Mütze für kalte Nächte und eine Schirmmütze gegen die Sonne gehören ins Gepäck. Für die Hände reichen oft dünne Arbeitshandschuhe; später in der Saison sind jedoch dickere, wasserdichte Handschuhe unverzichtbar.

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Ausrüstung für die Solo-Rentierjagd

Zelt, Schlafsack und Isomatte

Ich jage allein und nutze ein ein-Personen-Leichtzelt (zweipersonentauglich, aber mit 950 g sehr kompakt). Für eine Solo-Tour mit Gepäck ist es ideal: stabil genug bei Sturm, aber leicht zu tragen. Ein verlässliches Zelt ist unerlässlich, denn bei Pech verbringt man bei schlechtem Wetter viele Stunden darin.

Mein Schlafsack ist eher leicht, selbst wenn nachts Minusgrade möglich sind. Um Gewicht zu sparen, trage ich im Schlaf alle Kleidungsstücke, die ich dabei habe. Eine aufblasbare, hochwertige Isomatte ist für mich Pflicht: sie isoliert zuverlässig und sorgt für erholsamen Schlaf nach einem langen Tag im Gelände.

Trekkingstöcke
Mein norwegischer Mentor, ein Jäger, der weit über siebzig ist und mehr Rentiere erlegt hat, als ich zählen kann, hält Trekkingstöcke für „nur etwas für alte Leute“. Dennoch nutze ich sie. In unwegsamem Gelände geben sie Halt, schonen die Knie bergab und verbessern das Gleichgewicht. Ein Paar Carbon-Stöcke kostet zwar 100–200 €, aber in meinen Augen zahlt sich das schnell aus.

Gewehr und Munition
Ich setze auf meine treue Sauer 202 mit einem ZEISS 3–12×56-Zielfernrohr mit Ballistik-Turm. Bei diesen Jagden habe ich Rentiere aus Entfernungen zwischen 90 und 340 Metern geschossen, deshalb ist die Kenntnis der eigenen Ballistik entscheidend. Ich verwende Sako Powerhead Blade 10,5 g in .308 Win; natürlich sind auch andere, für Großwild geeignete Kaliber möglich. Das Wichtigste bleibt: Sie müssen sich mit Ihrer Waffe sicher und vertraut fühlen.

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Elektronik und Optik für die Rentierjagd: Fernglas, GPS und Funkgerät

Jagdfunkgerät

Wenn Sie in einer Gruppe unterwegs sind, kann ein Funkgerät von großem Vorteil sein. Damit lässt sich eine größere Fläche abdecken und Sie können sich gegenseitig unterstützen. Klären Sie jedoch im Vorfeld, ob Funkgeräte in Ihrem Jagdgebiet erlaubt sind.

Fernglas und Entfernungsmesser

Ein hochwertiges Fernglas ist unverzichtbar. Rentiere sind rund um die Uhr in Bewegung, sodass es weniger auf Lichtempfindlichkeit, sondern vielmehr auf klare Sicht und Beschlagfreiheit ankommt. Eine 10-fache Vergrößerung ist ideal, um weite Flächen abzusuchen. Ein Spektiv mit 60-facher Vergrößerung habe ich zwar, aber noch nie mitgenommen, das Gewicht macht den Unterschied. Stattdessen setze ich mein Fernglas auf das Kamerastativ, um die Arme zu entlasten. Mit einem Adapter lässt sich sogar das Mobiltelefon am Fernglas befestigen, sodass Aufnahmen und Zooms aus mehreren Kilometern Entfernung möglich sind - inklusive Geschlechts- und Größenbestimmung.

In den Bergen täuscht die Distanz leicht. Ein Felsen kann groß oder klein wirken, Bäume gibt es kaum. Deshalb ist ein guter Entfernungsmesser unverzichtbar. Billige Golfmodelle versagen im Nebel oder bei direkter Sonneneinstrahlung. Ich habe früher Fernglas und Entfernungsmesser getrennt getragen - heute nutze ich ein hochwertiges 10×42-Fernglas mit integriertem Entfernungsmesser. Für mich ein echter Gamechanger.

Mobiltelefon

Natürlich ist auch das Handy immer dabei. In vielen Gebieten gibt es Empfang, sodass man Wetterberichte abrufen und Kontakt halten kann. Dazu ersetzt die Kamera manches Extra. Und ganz ehrlich: Wenn man 16 Stunden im Zelt bei Sturm und Nebel festsitzt, ist es Gold wert, Filme oder Serien weiter zu schauen, die man zu Hause nie beendet hat.

Karten und Orientierung

Ich verlasse mich nie nur auf eine Lösung, sondern habe immer mindestens drei Optionen dabei:

App: Die norwegische App HVOR ist fantastisch. Karten mit Höhenlinien, Wegen und Geländeinfos lassen sich offline speichern. Das GPS zeigt Ihre Position jederzeit zuverlässig an.

GPS-Gerät: Mein tragbares Garmin mit Karten- und Trackingfunktion ist unverzichtbar. Lager markieren, Route speichern, Rucksackstellen kennzeichnen – alles möglich. Glauben Sie mir: Im Nebel 20 Minuten um das Lager zu irren, ist kein Spaß. Ohne GPS hätte ich es womöglich gar nicht gefunden.

Karte und Kompass: Alt, aber zuverlässig. Ich liebe Papierkarten, und zusammen mit einem Kompass bleibt das die analoge Notfalllösung, wenn alles andere versagt.

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Notfallausrüstung für die Solo-Rentierjagd

Wie im Auto, im Flugzeug oder beim Skifahren abseits der Piste gilt auch bei der Jagd im Gebirge: Man muss vorbereitet sein - auf Dinge, die man hoffentlich nie braucht. Diese „unnötigen“ Gegenstände lassen sich in drei Kategorien einteilen: Elektronik, Ausrüstung und Erste Hilfe.

Elektronik

Wenn der Empfang fehlt, der Akku leer ist oder das Mobiltelefon verloren geht, kann die Situation schnell kritisch werden. Deshalb habe ich stets ein Garmin InReach mini dabei - befestigt am Fernglas, immer griffbereit. Es ist das Erste, was ich morgens anlege, und das Letzte, was ich abends abnehme. Mit Notrufknopf, Satelliten-SMS und Wetterberichten bietet es Sicherheit auch fernab des Netzes.

Zusätzlich gibt es in Norwegen die Rettungs-App „113“, die ebenfalls via Satellit funktioniert. Doch auch hier gilt: nur solange der Handyakku hält.

Ausrüstung

Bei einer Verletzung zählt vor allem eines: Wärme. Lassen Sie Ihre Kleidung nie im Zelt zurück. Viele norwegische Jäger vertrauen auf den Fjellduk - ein legendäres Stück Ausrüstung mit Gebirgstarnung außen und isolierender Folie innen. Er lässt sich als Zelt, Poncho oder Wärmeschutz nutzen. Extra Proviant und Wasser gehören ebenso in den Rucksack, den Sie nie zu weit von sich abstellen sollten.

Erste Hilfe

Ein Erste-Hilfe-Set ist Pflicht. Achten Sie auf den Inhalt und passen Sie ihn an Ihre Bedürfnisse an. Blutungen werden durch Druck gestoppt - Mullbinden und Kompressen sind unverzichtbar. Ich habe zusätzlich Nähzeug dabei, um im Ernstfall auch größere Wunden zu versorgen. Mit etwas Improvisation lässt sich das Gebirge in einen erstaunlich funktionalen Operationssaal verwandeln.

Vergessen Sie nicht Schmerzmittel und persönliche Medikamente. Schon Paracetamol und Ibuprofen können Wunder wirken - gegen Muskelkater ebenso wie gegen stärkere Schmerzen, während Hilfe unterwegs ist. Entscheidend ist: Üben Sie den Ernstfall. Wer Abläufe kennt und Szenarien durchgespielt hat, behält auch in einer realen Notsituation die Ruhe.